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warum sind die Bayern so unbeliebt?

Hmm, als Bayer kann ich das kaum verstehen , dennoch hatten wir zuletzt ein Erlebnis, bei dem ich es zumindest ansatzweise nachvollziehen kann.

Bayern ist ein Urlaubsland, es kommen viele Touristen und Tagesausflügler her, was ich ehrlich gesagt immer besser verstehen kann. Bayern ist unbestritten schön und wenn wir selbst in den Urlaub fahren, stellen wir immer mehr fest, in welch einer touristischen Gegend wir leben. Gerade der Alpenrand bietet extrem viel. Von Kultur (Schlösser, Ausstellungen, Konzerte Museen) über Natur (Berge, Seen) über Städte und hübsche Dörfer. Dabei nie langweilig, sondern abwechslungsreich und vor allem meist mit sehr kurzen Wegen. Wir z.B. sind innerhalb von einer Stunde locker in den Bergen (Anfahrt etwa 30 Minuten), an verschiedensten Seen (bis Chiemsee 30 Minuten, schönere nähere Seen etwa 5 Minuten, wobei wir immer die Qual der Wahl haben), auch der Starnberger See ist innerhalb einer Stunde gut zu erreichen. In etwa 1 Stunde sind wir locker in München, Knapp in Landshut, in Rosenheim (30 Minuten) Kufstein (etwa 50 Minuten) oder Mühldorf, Traunstein oder Dorfen. Alles mittelgroße bis große Städte. Auch Sehenswertes gibt es in nächster Umgebung, wie etwa das Schloss Herrenchiemsee, das Kloster Seeon, diverse Burgen, Salinen, Silberbergwerk oder das Salzbergwerk oder Zoos, Schwimmbäder, wie die Therme in Erding oder oder die längste Burg Europas in Burghausen.

Bei der Auflistung habe ich bestimmt noch einige wichtig Dinge vergessen und ja, es ist eine absolut bevorzugte Gegend. Die meisten Städte sind auch im zweiten Weltkrieg verschont geblieben, so dass auch viel historische Bausubstanz vorhanden ist. Dazu ein gutes Straßennetz und der nahe Flughafen in München. Da erstaunt es wenig, dass sich hier viele Urlauber einfinden.

Doch daran liegt auch oft das Problem. Manchmal ist es einfach zu viel. Gerade hier in Wasserburg kann man die negativen Auswirkungen schön beobachten. Es ist eine kleine Stadt, ziemlich original gotisch erhalten. Ohne viel Schnickschnack, ohne „Disney-Kitsch“ (damit meine ich diese Malereien an den Häusern, die zwar heute mit Mittelalter verbunden werden, aber nicht original sind). Wasserburg lockt einige Tagesausflügler an. Sie kommen in Bussen, laufen durch die Stadt, verstopfen die Bürgersteige und sammeln am Inndamm Pflanzen. Geld wird leider von diesen Besuchern hier in der Stadt nicht gelassen, denn in 2 Stunden geht es ja schon weiter, zu dem gebuchten Gasthaus. Geschäfte – uih wie schön, aber kaufen? Nein. Dafür wird sich eher beschwert, warum hier die Häuser so wenig geschmückt sind. Hallo – so war es nun mal im Mittelalter. Einheimische werden angemosert, wenn sie mit ihren Hunden Gassi gehen und wenn man es eilig hat – dann steht bestimmt der halbe Reisebus auf der Straße.

Jetzt sind wir noch mehr oder weniger ein Geheimtipp. Zu uns kommen meist Busse oder Radtouristen, wenige sonstige Tagesausflügler, dennoch merke ich an mir, wie ich manchmal wenig Geduld aufbringe.

Verschiedene Kulturen

Dazu kommen noch die verschiedenen Kulturen. In Bayern geht man nicht mit offenen Armen auf andere zu. Bussi hier und Bussi da, dazu Umarmung – ist hier eigentlich fremd. Auch wird gleich mal „geflucht“. Kruzinesn – geh halt weiter – wird bei Urlaubern sicher schnell als Beleidigung aufgefasst, dabei ist es hier halt einfach die Übersetzung von „Ach – macht mal bitte zu“

Dazu auch noch verschiedene Umgangsformen. In Bayern wird schnell geduzt. Nur Leute, die man nicht mag, oder die Oberen, die werden gesiezt. Auch das führt leicht zu Missverständnissen. Auf dem Berg würde mir nie einfallen, dass ich Sie zu jemanden sage. Kommt mir gar nicht in den Sinn.

Dies führt auch alles leicht dazu, dass Bayern als unfreundlich gelten.

Bauernschlau und geschäftstüchtig

Das sind die Bayern auch. Auch das führt oft zu Ärger und manchmal sogar zurecht. Eingangs hatte ich erwähnt, dass auch wir ein unerfreuliches Erlebnis hatten. Wir waren auf dem Rückweg vom Urlaub und wollten die Partnachklamm in Garmisch besuchen. Parkplatz mit Parkschein – okay, Partnachklamm offen – gut, können wir ja hingehen. Fussweg etwa 20 Minuten. Obwohl wir uns alle Schilder angeschaut haben, hatten wir nach 20 Minuten eine unerfreuliche Überraschung. Die Klamm kostet Eintritt. Ja Himmelherrgottnochmal – könnt ihr das nicht früher hinschreiben? Lasst uns da 20 Minuten durch die Gegend ziehen und dann das! Dabei geht es mir gar nicht um den Eintritt. Den verstehe ich sogar sehr gut, denn die Wege und die Sicherungen müssen unterhalten werden und klar kostet das Geld. Doch schreibt es halt vorher hin! Vor allem, weil es noch verschiedene andere Wege und Alternativen vor der Klamm gibt und ich vielleicht sonst eher auf den Gipfel gegangen wäre (oder mit Seilbahn) oder zur Alm abgebogen wäre. Aber dann das!

Dumm war, dass wir zusätzlich noch einen Tag erwischt haben, an dem es extrem zuging und etwa 200 Leute vor uns angestanden sind. Das haben wir nicht mitgemacht, denn wenn man in der Partnachklamm im Gänsemarsch durchgeschleust wird, macht es doch auch keinen Spaß. Wir werden sie ein andermal besuchen, denn Garmisch ist etwa 3 Stunden Fahrzeit von uns entfernt.

Erkenntnis 

Die Geschäftstüchtigkeit und Bauernschläue kann wirklich zu Ärger führen und ich kann mir vorstellen, dass einige Touristen daher die Bayern nicht mögen. Dennoch könnt ihr mir glauben – Bayern sind nett und gastfreundlich. Nur muss man halt das bärbeißige verstehen und nicht gleich beleidigt sein, wenn man geduzt wird.

Bayern ist wirklich wunderschön und nach diesem Erlebnis in der Partnachklamm haben wir angefangen in unserer näheren Umgebung die Berge zu entdecken. Im Artikelbild könnt ihr einen Ausblick von sehen, der für uns nicht ungewöhnlich ist, da wir diese Blicke meist beim Wandern genießen dürfen.

Es wird wieder schön werden, das ist mir klar. Auch beim Berg gehen am letzten Freitag wurde wieder bestätigt was Sache ist. Wir waren auf dem Almgipfel bei den Hütten (unserem Ziel) angelangt. Leider werden die Hütten nicht mehr, bzw. nur am Samstag oder Sonntag bewirtschaftet. Das wussten wir nicht. Wir haben einen gefragt, der gerade zu der Hütte kam um nach den Kühen zu schauen. Folgender Dialog:

Wir: Servus

Bauer: Grias Eich (Grüß Euch)

Wir: Ist eine Hütte bewirtschaftet?

Bauer: Na (nein). Aber wenn Ihr was trinken mögst, kann ich Euch auch was geben.

 

Gastfreundschaft, Freundlichkeit, ohne dass danach gefragt wurde.

4 Kommentare

  • Iris

    Ich habe irgendwie auch kein gutes Bild von „den Bayern“ pauschal. Wobei das aber eher nicht den inidividuellen Einzelbayer oder gar die Gegend bestrifft, sondern das überselbstbewusste Auftreten auf schon fast politischer Ebene gegenüber dem Rest von Deutschland, so nach dem Motto: Bei uns ist eh alles besser und was ihr so macht ist uns doch egal. Da denk ich mir schon manchmal: Na dann macht es halt alleine.

    „Mia san mia“ sagt ja auch der FC Bayern München. Und das ist eine Form der Arroganz, die ich auch nicht leiden kann und die nicht nur diesen Verein betrifft, sondern auch das geografische Drumherum. Und wer so auftritt (wohlgemerkt nicht als Einzelner, sondern als Gruppe!), muss sich nicht über Ablehnung wundern. Geschäftstüchtigkeit finde ich z.B. nicht bayernspezifisch. Das hat man überall, wo Tourismus herrscht.
    LG Iris

    • Mella

      Ich kann die Haltung der Bayern schon verstehen, wenn man die alten Heimatfilme anschaut, in denen die Bayern als hirnlose Deppen dargestellt werden. Da kommt gewisser Trotz auf, wie mir san mir.
      Aber Sabines hat auf jeden Fall recht mit ihrer Einschätzung.

  • Sabienes

    Da ich in Hamburg UND in Rosenheim aufgewachsen bin, kenne ich beide Seiten. Früher haben Franz Josef Strauss & Co zum schlechten Ruf der Bayern beigetragen, jetzt ist es vielleicht der FC Bayern.
    Ansonsten gebe ich da nicht mehr so viel darauf. Die Bayern mögen die Preußen nicht, die Preußen nicht die Bayern. Die Österreicher mögen die „Piefkes“ nicht und die Südbayern lästern über die Tiroler. Und dann sind die Berliner, die viele nicht mögen, die aber ihrerseits die Schwaben hassen. Dann mögen wir alle auch die Schwaben nicht. Und die Sachsen. Und so weiter.
    Dummes Zeug das alles.
    LG
    Sabienes

  • Volker Lange

    Ein schöner und guter Beitrag, dem ich nach mehreren, früheren Urlauben in Oberbayern zustimme!
    Bayern granteln halt gerne über die Preußen. Und kommen mit vielen Nordlichtern trotzdem gut zurecht. Und müssen oftmals überlegen, mit wem sie wann selber große Probleme haben. Ach ja, granteln und meckern in Bayern tut so gut und ist selten bitterböse gemeint. 🙂
    Hier in NRW muß ich an die Holländer denken. Was kann man alles über sie ablästern. Aber Urlaub machen wir trotzdem sehr gerne bei ihnen. Und jeder Niederländer ist willkommen, seinen Winterurlaub in den „Bergen“ vom Sauerland zu verbringen.
    Alles nur halb so schlimm. Manchmal muß ich an den Spruch denken. „Was sich liebt, das neckt sich.“ 🙂
    LG Volker

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