Geschäftssprache
So wie ich hier im Blog schreibe, so mit Smilies, lockere Sprache und Dutzen, so kann ich natürlich während der Arbeit schreiben. Auch würde ich dies nie tun, selbst an Personen mit denen ich regelmäßig Kontakt habe. Noch nicht mal an Kollegen, die an einem anderen Standort sitzen.
Gerade im Versicherungsbereich lande ich dann oft beim korrekten Amtsdeutsch, mit dem ich versuche mich klar auszudrücken. Dass dies nicht unbedingt top im Lesefluss ist, ist ja wohl klar.
Nun hatten wir ein Seminar, wie man besser formulieren kann und ich habe gelernt, dass sich die Zeiten ganz schön geändert haben. Statt „wir bedauern“ sollen wir „schade“ schreiben. Ist das nicht zu umgangssprachlich? Gerade im Versicherungsbereich?
Aber anscheinend geht der Trend dazu hin.
Es stimmt aber auch. Zuletzt hatte ich einen Brief eines Kunden in der Hand, in der er uns seine neue Adresse mitgeteilt hat. Die Anrede fand ich besonders schön und sie hat meinen Tag ehrlich versüßt:
„Hallo Ihr Lieben!“
Das freut den Empfänger! Ja, gerade wenn man immer mit Geschäftsbriefen zu tun hat, ist so eine Anrede ein echtes Highlight. Aber es ist weder Geschäftsbrief noch eine förmliche Anrede. Aber sie zeigt mir, dieser Mensch weiß, dass ein Mensch seinen Brief lesen wird und er selbst ist ja kein Geschäftsmann, sondern Kunde. Darf somit ein Kunde umgangssprachlicher schreiben?
Die Kunden
Ja, ein Kunde in meinen Augen auf jeden Fall, denn es lockert auf und macht mir den Kunden gleich sympathisch. Da ich gerade bei so einer Anrede automatisch von einem ganz lieben Menschen ausgehe.
Was umgangssprachlich jedoch nicht geht, sind Redewendungen (leider alle schon in der Arbeit gelesen) wie:
„da muss ich die Kurve kratzen“
als Kommentar zu einem handschriftlichen Vermerk „so eine Schrift hatte ich in der ersten Klasse auch“
„die angegebene Nummer ist Schmarrn!“
Obwohl ich beim letzten Zitat schon schmunzeln musste und ich hatte ja dann nun die richtige Nummer.
Im Arbeitsleben
Als Angestellte einer Versicherung würde ich selbst nie so schreiben. Da muss ich weiterhin förmlich bleiben. Jedoch werde ich versuchen viel weniger Fremdwörter zu verwenden und vom Amtsdeutsch ein wenig mehr Abstand zu nehmen. Man kann eine aktivere Sprache wählen und mit Fragen auflockern. Auch Verben sind wohl nicht verboten. Was schwierig ist, sind positive Formulierungen.
Was man als Kunde nie vergessen darf: Oft formuliert ein Mensch diesen Brief. Kein professioneller Schreiberling, kein ausgebildeter Germanist, sondern jemand wie Du und ich, der vielleicht nicht tagtäglich Briefe formuliert (weil eben auch schon viele Standardbriefe vorliegen). Und wenn man diesen Brief dann nicht zu 100 % versteht, kann man immer noch kurz anrufen. Ja, das geht und mündlich kann man viele Dinge viel leichter erklären. Gerade wenn noch Fragen auftauchen, kann hier viel besser darauf eingegangen werden.
Fazit:
Kunden dürfen ruhig Umgangssprachlicher schreiben. Gerade wenn man mal eine andere Anrede als „Sehr geehrte Damen und Herren“ wählt, wie Hallo Ihr Lieben oder Liebes XY-Team – es lockert gleich etwas auf. Dies geht natürlich nur bei neutralen Mitteilungen. Bei Beschwerden sollte man schon ruhig förmlich bleiben, denn es unterstreicht den geschäftlichen Charakter.
Auch sollte man nicht persönlich oder beleidigend werden.
Bei komplizierten Fragen lieber mal das Telefon nutzen, gerade wenn Briefe nicht verstanden werden.
Und am Ende einer jeden Kommunikationskette sitzt ein Mensch. Dies bitte nie, nie, nie vergessen!
2 Kommentare
Iris
Also ich fand es schon etwas unseriös, als ich neulich von meiner Ansprechpartnerin bei der Bank eine email mit diversen emoticons bekam, in der es ansonsten weniger lustig zuging. Da ich die Menschen , die meine Kundenpost lesen ja in der Regel nicht kenne, bleibe ich da lieber förmlich.
LG Iris
Melanie
von einer Bank zum Kunden geht echt gar nicht. Auch als Kunde sind Smilies extrem.