Kinder

Schulneuigkeiten

Bei vielen von Euch neigt sich das Schuljahr dem Ende zu. Bei uns in Bayern dauert es zwar noch ein wenig länger, doch die Entscheidungen für das nächste Jahr fallen bereits jetzt. Besser gesagt sie sind gefallen. Bestimmt interessiert ihr Euch brennend, wie es bei dem Kleinen weitergeht:

Schulform speziell für ADHS

Diese ist bei ihm bitterlich nötig und wie ich bereits angekündigt habe, brauchen wir eine spezielle Schule, da er mittlerweile einfach keinen Bock mehr hat und im Unterricht nicht mehr mitmacht. So kann er nur noch auf die Hauptschule und dort wird es sicher nicht besser.  Also hatten wir uns ja über das Jugendamt im Landschulheim Elkofen beworben.

Der erste Besuch dort verlief recht positiv und die Schule macht einen guten Eindruck. Das Gebäude ist schon relativ alt und hat etwas Schlossartiges. War früher ein Lungensanatorium. Die Zimmer sind gemütlich eingerichtet und jede Gruppe hat einen Frühstücks und Aufenthaltsraum. Ach ja, es handelt sich um ein Internat, nur zur Info. Die Klassen sind klein und jedes Kind hat einen Einzeltisch. Während des Unterrichts (brav aufpassen), für die Hausaufgaben und für besondere Leistungen können Punkte verdient werden, die dann in Belohnungen eingetauscht werden. Da ich weiß, dass unser Kleiner darauf recht positiv reagiert, sehe ich hier wirklich eine Chance.

Während des Bewerbungsgespräches hat unser Kleiner mit der Rektorin einen Deal ausgehandelt, bei dem er sich nun in der Grundschule mehr anstrengen muss, um zu beweisen, dass er wirklich Realschulreif ist. Dies zeigen seine Noten bisher nämlich nicht.

Zwischendurch hat das Jugendamt seine Zustimmung gegeben und letzte Woche waren Probetage. Von Mittwoch über den Feiertag am Donnerstag bis zum Freitag ging es für ihn zum Probewohnen. Leider erzählt unser Sohn von Haus aus recht wenig, außer dass es ihm super gefallen hat und auch der Ausflug am Vatertag gut war und die Schule angeblich sooooo leicht. Ah ja. Trotzdem hat er uns gleich überrascht, da er freiwillig das Hausaufgabengedicht gelernt hat. Und zwar selbständig!!!! Das ist bisher noch nie vorgekommen.

Am Dienstag kam dann der erlösende Anruf, dass unser Sohn in das Internat aufgenommen wird. . Sobald wir das schriftlich haben köpfen wir eine Flasche Sekt!

Nun heißt es für uns den Gürtel enger schnallen und Schmalhans wird wieder Küchenchef, denn die Zuzahlungen sind leider auch nicht ohne, obwohl das Jugendamt einen Großteil der Finanzierung übernimmt. Doch geht es uns im Vergleich zu manchen anderen Eltern richtig gut zu Sylvia.

Als Tageskind wollte ich ihn nicht unterbringen, obwohl wir auch „nur“ 45 Minuten Autofahrt entfernt wohnen, da bei ihm gerade das Sozialleben problematisch ist und in den gemeinsamen Gruppen vieles unternommen wird und hier an den Defiziten gearbeitet wird.

Neue Wege in der Realschule

Auch beim Großen stehen Entscheidungen an, und zwar welchen Zweig er wählen wird. Zur Auswahl steht Technisch, Wirtschaft, Hauswirtschaft und Sprache.  Da ich erst vor kurzem erfahren habe, dass nicht jedes Bundesland diese Möglichkeiten bietet, hier kurz die Info: In Bayern wird zur 7. Klasse eine Differenzierung geboten. In der Realschule und im Gymnasium. Die Kinder haben nun die Chance gemäß ihren Neigungen und Vorlieben einen entsprechenden Zweig zu wählen und die Schwerpunkte in den Fächern werden entsprechend gelagert. So gibt es im Sprachzweig in der Realschule ein zweite Fremdsprache oder im Wirtschaftszweig Buchhaltung.

Unser Großer hingegen hat es in die Talentklasse verschlagen. Dies ist anscheinend ein Pilotprojekt in unserer Schule (die ist ja groß genug), in der zwei Zweige zusammengefasst werden. Und zwar den mathematischen und den sprachlichen Zweig. Er bekommt nun eine zweite Fremdsprache, und zusätzlich die höheren Anforderungen im Mathebereich und zusätzlich noch technisches Zeichnen. In dieser Klasse wird auf Gymnasial-Niveau unterrichtet, so dass er nach Abschluss der 10. Klasse entweder auf das Gymnasium wechseln oder über die FOS sein allgemeines Abitur nachholen kann.

Allerdings kann nicht jeder in die Talentklasse. Die besten Schüler haben eine schriftliche Einladung bekommen und die Wackelkandidaten konnten sich so bewerben. Grundvoraussetzungen ist ein Notendurchschnitt von maximal 2,5 und in den Hauptfächern möglichst nur Zweier oder Einser.

Unser Großer gehörte zu den Wackelkandidaten und hat seit dem wir ihn angemeldet haben noch mal so richtig Gas gegeben. Statt 2,6 steht er nun auf 2,4 im Notendurchschnitt und in den Hauptfächern hat er sich überall verbessert. Die aktuellen Schulaufgaben werden  entscheiden, ob er eine Zwei im Zeugnis hat oder eher eine Drei in den Zwischenzeugnissen stand er überall auf 2,x mit Tendenz zur Drei. Doch hier hat er sich auch gut verbessert. So steigt seine Chance nicht in die Probezeit der Talentklasse zu müssen. Denn die Anforderungen sind hier angeblich schon um einiges höher als im normalen Zweig. Immerhin werden ja auch zwei Zweige zusammengefasst und um den Mehrstoff zu bewältigen wurde ein Nebenfach (gesunde Ernährung) gestrichen und er hat zwei mal die Woche Nachmittagsunterricht, was seine restlichen Schulkollegen nicht haben.

Trotzdem finde ich diesen Weg gut und er ist intelligent genug um den Stoff zu bewältigen. Einzig seine Faulheit hat bisher bessere Noten verhindert und seitdem er diese reduziert hat steigen die Noten auch gut an.

Tina und ihr Sohnemann haben sich für ein Gymnasium entschieden, welches ein sehr interessantes Lernkonzept bietet. So etwas wird es hier in Bayern erst mal lange nicht geben, doch immerhin werden die ersten Neuerungen durchgeführt.

Ich erhoffe mir für alle unsere Kinder, dass sie Spaß an der Schule haben und dass ihnen das Schulkonzept zusagt. Meines Erachtens soll Lernen Spaß machen und vielen macht das Lernen erst richtig Spaß, wenn sie gefordert werden und auch ihr Wissen anwenden dürfen. Andere hingegen brauchen eher den Freiraum und ich finde es gut, dass nun für die verschiedenen Typen endlich auch entsprechende Beschulungen angeboten werden. Und nicht nur über die Privatschiene, sondern eben auch staatlich. Obwohl die Privatschulen hier oft noch eine Vorreiterrolle einnehmen, wie etwa Waldorfschulen und Montessori für diejenigen die Freiraum bieten oder die teilweise kirchlichen Schulen oder aber das SchulCentrum Augustinum, welches auch der Träger vom Landschulheim Elkofen ist, für die Kinder die eine spezielle Förderung brauchen.

Doch darf man auch nie die Kinder vergessen, denen das Lernen leicht fällt und die einen Anreiz brauchen um überhaupt etwas zu tun und nicht nur im Wachkoma mit Noten zwischen 2 und 4 ihre Schulzeit verschlafen. Hier rede ich aus eigener Erfahrung und finde es toll, dass nun auch der Große geforder und gefördert wird. Mit mehr Stoff und auch bilingualen Unterricht.

Endlich tut sich was!

Das Warten neigt sich dem Ende zu. Jetzt muss es nur noch ruhiger werden auf unserem Trampelpfad, hier in Kürze mehr dazu.

10 Kommentare

  • Bauer

    Warum habt ihr dennmit euerm kleinen solche argen Probleme? Der große scheint doch gut geraten zu sein. Ich finde es aber recht seltsam, dass du dich so freust, den kleinen ins Internet abschieben zu können. So kommt das rüber. Auch, wenn er dort bessere Noten anbringt und die Lehrer Ahnung zu haben scheinen. Er sieht in dem Internet Freiheit und deswegen macht er mit. Aber sobald er merkt, dass er sich dort an noch mehr Regeln zu halten hat… will see. Ich hoffe das beste für euch. Aber ich würde mich nicht so sehr freuen, wenn ich die Erziehung meines Sohnes in die Hände fremder Leute legen müsste.

    • Mella

      hallo Bauer, Du scheinst recht neu hier im Blog zu sein. Beim Kleinen sind viele Probleme zusammen gekommen. Such mal hier im Blog nach Schule
      Und wenn Dir jetzt im Kopf rum geht, ob wir Eltern etwas falsch gemacht haben.
      Nein! Zwar sind wir sicher nicht ohne Fehler, doch wenn wir grundlegend falsch handeln würden, könnte man das Ergebnis auch beim Großen sehen. Und glaube mir, zwischen den Kindern gibt es himmelweite Unterschiede.

      Mir fällt es auch nicht leicht mein Kind wegzugeben und die Erziehung in fremde Hände zu geben. Doch handelt es sich hierbei mittlerweile um die letzte Chance, damit er irgendwann einmal ein normales Leben führen kann und ihm noch weitere Chancen und Möglichkeiten offen stehen. Auch um dann seine enorme Intelligenz einzusetzen. Und diese ist mehrfach erwiesen worden.

  • Iris

    Hallo Mella,

    ich finde es immer wieder interessant, mal aus anderen Bundesländern zu hören, was das Schulsystem dort so zu bieten hat. Man selbst weiß ja doch meistens nur so leidlich darüber Bescheid, was bei einem vor der Haustür geboten wird. Bei uns in Berlin geht es gerade anscheinend in eine ganz andere Richtung: Wir haben weiterführend das Gymnasium und für alle, die dort nicht hingehen können/wollen/dürfen, sogenannte Sekundarschulen mit oder ohne weiterführende Oberstufe. Es gibt auch so etwas wie die von dir beschriebenen „Zweige“, was sich hier Wahlpflichtfächer nennt.

    Von einer Talentklasse habe ich aber noch nie was gehört (obwohl ich ja selbst in der Schule arbeite), finde das aber eine hervorragende Möglichkeit, nach oben hin zu fördern, denn es ist schon vielfach eine Tendenz zu beobachten, das Niveau kontinuierlich zu senken und sich stark um die Schwächeren zu kümmern, wobei die Stärkeren dann irgendwie durchrutschen und tatsächlich ein wenig verkümmern, wenn man nicht aufpasst. Aber auch sie haben doch ein Anrecht auf individuelle Förderung, auch wenn bei ihnen ohne Förderung nicht der generelle Schulerfolg gefährdet ist. Wichtig ist es doch, immer einen Anreiz bereitzustellen, sich anzustrengen.

    Ich wünsche euch allen dann einen guten Einstieg ins kommende Schuljahr – zuvor aber erstmal eine schöne Ferienzeit. Wir hier haben es zum Gklück in 3 Wochen geschafft!

    LG Iris

    • Mella

      Ja, es ist schon wahnsinn, wie unterschiedlich die Schulsystem in einem Land schon sein können. Ich finde es sollte ein wenig mehr vereinheitlicht werden. Manchmal geht es sogar schon so weit, dass manche Eltern mit schwachen Gymnasialschülern kurzerhand von Bayern in ein anderes Bundesland ziehen, damit dort das Abi ganz normal gemacht werden kann, da es in Bayern zu schwierig ist.
      So ein Schmarren!

  • Iris

    Das mit den unterschiedlichen Niveaus finde ich skandalös, kann es aber bestätigen. Schüler, die aus Bayern, Sachsen oder BW nach Berlin wechseln, werden an den hiesigen Gymnasien locker aufgenommen und lachen sich hinterher im Schulalltag kaputt über unser schlechtes Niveau. Schüler anderer Bundesländer (insbes. Bremen und Hessen) finden keine offenen Türen, da angeblich zu schlecht. Hier innerhalb der Stadt geht es sogar so weit, dass es einen gewaltigen Unterschied in in den Abinoten macht, je nachem an welcher Schule man ist. Und so hat auch jeder Bezirk irgendwie seine als Gymnasium „getarnte“ Hauptschule, in der man alles hinterhergeworfen bekommt. Insofern ist es ungerecht, wenn die Universitäten einfach nur die Noten ansehen und nicht auf die Schule selbst gucken. Arbeitgeber in der Stadt tun das aber sehr wohl und aus gutem Grund. Und ich finde, da liegen sie völlig richtig.

    • Mella

      Das mit Hessen oder NRW kann ich bestätigen. Meistens werden die Schüler hier von Gymnasium zu Realschule und dann in die Hauptschule durchgereicht, weil einfach die Grundlagen fehlen.
      Krass finde ich bei Euch, dass es sogar in den einzelnen Bezirken solche großen Unterschiede gibt. Klar ist nicht jede Schule gleich, doch so extrem sollte es nun wirklihch nicht sein, wofür gibt es einen Lehrplan?
      Auch Arbeitgeber werden sich auf Dauer schwer tun hier den Überblick zu behalten, welche Schule denn welche Qualitäten hat. Zudem dann noch andere Schüler aus anderen Bundesländern dazukommen.
      Ich bin ja mal neugierig, ob und welche Unterschiede ich von Realschule zu Realschule vom Stoff her feststellen kann.

      Ach ja unterschiedliches Niveau gibt es auch innerhalb einer Schule, zumindest bei unserer Grundschule. In der einen Klasse war unser Kleiner ja so schlecht aufgehoben und die Leistungen der Klasse spiegeln auch das Ziel der Lehrkraft wieder – „Hauptschule ist doch eine gute Schule“. Jetzt in der Ganztagesklasse ist ein deutlich höheres Niveau und teilweise hat der Kleine den gleichen Stoff gehabt wie der Große in der Realschule. Und anscheinend zurecht, denn es ist die 3-beste Klasse von ganz Bayern…..
      Sagt schon was aus finde ich, denn Bayern ist ja nicht gerade klein

  • Sylvia

    Herzlichen Glückwunsch ! Ich habe mich riesig für euch gefreut, als ich das gelesen habe !

    Ich denke, wer nicht weiß, wie der Alltag mit einem so schwierigen Kind ist (und auch FÜR das Kind selbst !), und wie gering die Hilfe vor Ort, vor allem in der Schule, der kann einfach gar nicht mitreden zum Thema „Internat“. Unser Sohn wird auch manchmal bedauert, weil er wegen Ganztagsschule und großer Entfernung tatsächlich zehn Stunden täglich (außer Freitags) außer Haus ist. Ja, das ist sehr lange, aber er sagt selbst, dass es sich für ihn lohnt, denn die Alternative , die „normale Schule“, hat ihn lange genug gequält. Deinem Sohn wird es hoffentlich ähnlich gut gehen, und dann ist allen geholfen.

    Falls – was ich nicht glaube – es deinem Sohn langfristig doch nicht gefällt im Internat, werdet ihr garantiert darauf reagieren. Ich halte diese Entscheidung jedenfalls für absolut passend.

    • Mella

      Hallo Sylvia,
      ja ich glaube auch, dass es die richtige Entscheidung für uns alle ist. Gerade die Kids leiden ja oft am Meisten unter der für sie unerträglichen Schulsituation. Das sieht man auch an deinem Junior, der täglich 10 Stunden „Schule“ in Kauf nimmt. Hier ist mir dann das Internat schon irgendwie lieber, da der Fahrstress nicht so gegeben ist. Doch an Organisation etc. bleibt noch genug hängen, denn die Therapien sollen weitergehen und zum Kieferorthopäden kann man auch nicht nur in den Ferien gehen…..
      Da bin ich auch schon neugierig.
      Aber Du hast schon recht, viele Leute können sich das Leben mit ADHS-Kindern nicht richtig vorstellen, vor allem im Unterschied zu normal „pupertierenden“ und manche Eltern stoßen bereits da an ihre Grenzen…..
      Ich hoffe bei Euch gibt es bald auch eine vernünftige Lösung.

      • Fiene

        Hallo ich bin hier auf diesen Post gestoßen auf der Suche nach Erfahrungen mit das Landschulheim Elkofen. Es sind nun ein paar Jährchen vergangen mich würde interessieren wie es den Junior dort gefällt bzw gefallen hat.
        Wir möchten uns dort auch „bewerben „

        • Melanie

          Gute Idee für einen Blogbeitrag Vorab: wir fühlen uns wohl dort. Die Erzieher sind streng aber nett zu den Kindern, die Lehrer gut und alle sind Bemüht und geben vor allem nicht zu schnell auf.

          Du weißt, dass man nur über das Jugendamt dort hin kommt…. Ansprechpartner in der Schule Frau Tirschner-Remington

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