Kinder

Das Maß der Dinge

Unseren Kindern und uns geht es schon verdammt gut.  Doch das will eigentlich keiner wirklich hören. Vor allem mein Großer nicht. Zur Zeit ist er ein richtiger Neidhammel. Okay, das mag normal sein, doch es nervt mich schon.

Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes ist immer grüner und man kann ihm nichts recht machen. Da meine ich ihm eine Freude zu machen und als Antwort kommt dann – das ist bei den anderen normal.

1. wir sind nicht andere

2. könnte er doch mal sich auch über kleine Dinge freuen

Ist das zuviel verlangt? Ich glaube nicht, sondern eher fehlt im das richtige Maß. Manchmal würde ich ihm daher gerne einen „Urlaub“ gönnen. Und zwar da, wo es den Kindern nicht gut geht. Dort wo der Hunger regiert oder dort wo man Angst haben muss. So eine Woche lang. Danach hat er wahrscheinlich wieder Boden unter den Füssen und weiß auch kleine Dinge zu schätzen.

Das kling zwar jetzt hart und morgen klingelt der Jugenschutz bei mir Doch muss nicht jedes Kind eine Wii und ein Handy und einen Computer und einen Gameboy mit monatlich neuen Spielen und und und haben. Das alles ist nicht lebensnotwendig. Und ich bin auch keine absolute Rabenmutter, wenn ich manche Sachen verbiete oder beschränke. Denn der Gameboy muss nicht jeden Tag mindestens 3 Stunden laufen, damit er nicht kaputt geht und der Große muss nicht unbedingt die Tafel Schokolade vor dem Abendessen haben.

Und trotzdem müssen die Hausaufgaben vor dem Vergnügen erledigt werden und zwar sauber und ordentlich und nein, es ist nicht verboten, Hausaufgaben noch ein 2. mal zu machen, wenn die erste Version zu unordentlich und fehlerhaft ist. Das ist wirklich nicht verboten und ganz sicher wird der Lehrer deswegen auch nicht schimpfen (wie mir schon angedroht)

13 Kommentare

  • Sylvia

    Das unterschreibe ich voll und ganz ! Ich kann dir aber versichern, dass du irgendwann auch die Früchte dieser Erziehung ernten wirst. Meine Töchter sind ja etwas älter als deine Kinder, sie erkennen inzwischen (meistens), wie gut es ihnen wirklich geht.

    Als die Kinder noch jünger waren (und bei Junior manchmal ganz aktuell) hatten wir immer wieder ziemlichen Stress wegen der reichgeheirateten Schwägerin, deren Kinder unbeschreiblich überhäuft werden mit allem, was man kaufen kann. Bei uns gibt es PC/Nintendo-Spiele als Geburtstagsgeschenke, sie hat mal vor den Kindern mit mir darüber gestritten, dass das ja wohl total geizig sei. Bei denen gibt es solche Spiele als regelmäßige (!!!) Mitbringsel vom Wocheneinkauf, diese Kinder haben alles, was auch nur einmal in der Werbung kommt. Zu Weihnachten gibt es Geschenke im vierstelligen Bereich. Für meine Kinder bei jedem Besuch ein Paradies – und danach höre ich eben, dass DIE dasunddas haben, warum WIR nicht ?

    Wie gesagt, es wird besser, die Kinder erkennen auch irgendwann, dass durch zu viel Überfluss jede Freude an Geschenken verlorengeht. Und wenn man gezielt mit ihnen entsprechende Zeitungsartikel oder TV-Beiträge anschaut, dann sickert auch bei ihnen durch, wie gut es ihnen geht mit täglichem Essen und fließendem Wasser und eigenem Zimmer.

    Gemotzt wird wohl immer werden, das gehört zum Geschäft. Ich möchte ja auch manchmal irgend einen Luxusunsinn haben und ärgere mich, dass ich’s mir nicht leisten kann, wer ist schon frei davon.

  • Frau_Mahlzahn

    Mein Sohn tendiert auch ein wenig dazu, oft unzufrieden zu sein. Manchmal macht mich das auch richtig ärgerlich, vermutlich, weil ich mich auch ein bisschen hilflos fühle und nicht so recht weiß, wie ich ihm da helfen soll. Mein Mann meinte allerdings mal, dass der Mo wahrscheinlich eh am allermeisten unglücklich _mit sich selber sei_, weil er sich die Freude hat verderben lassen.

    Ich habe bei meinen Großen schon ein wenig das Gefühl, dass sie wissen, dass Überfluss auch nicht glücklich macht — manchmal sind sie zwar auch ein wenig neidisch, wenn sie sehen, was andere alles bekommen, andererseits überlegen sie sich vor Weihnachten und den Geburtstagen sehr genau, was sie sich wünschen wollen. Und das ist, zumindest beim Mo, auch Teil der Freude.

    So long,
    Corinna

  • Sylvia

    Corinna: „dass der Mo wahrscheinlich eh am allermeisten unglücklich _mit sich selber sei_, weil er sich die Freude hat verderben lassen. “

    Das spielt sicher auch eine Rolle. Es geht mir selbst als Mutter oft so. Da haben meine Kinder sich wirklich total über Geschenke gefreut, und dann sehen sie beim Besuch der Verwandtschaft, dass diese Kinder ähnliches, nur viel „toller“ bekommen haben.

    Junior zum Beispiel bekam zu Weihnachten von meiner Freundin einen riesigen Eimer Dominos, er hat sich total gefreut und intensiv damit gespielt (macht er immer noch *freu*). Tja, beim nächsten Besuch bei der Oma, als Cousin und Cousine auch da waren und er stolz seine Dominos vorführen wollte, packten die anderen Kinder ihre Dominos aus: gleiche Marke, aber die Luxusversion mit 101 tollen Hindernissen (die baut mein Sohn selbst, er ist eben viiiiel kreativer als die anderen *läster*) und einer „Aufstellmaschine“ (was auch immer das ist). Junior war geknickt, und mir hat es auch ein bißchen die Freude über die Freude meines Kinders verdorben.

    Es ist blöd, so etwas, aber ich bin auch nicht ganz frei davon, dass solche Situationen mich kurzfristig ärgern.

    Echte Luxusprobleme im Hinblick auf das Elend auf Haiti und anderswo, eigentlich sollte man sich schämen.

  • Mella

    @Sylvia Echte Luxusprobleme im Hinblick auf das Elend auf Haiti und anderswo, eigentlich sollte man sich schämen.

    Das ist genau das was ich meine. Bei Dir sollten mal die „Luxus-Kids“ und evtl. Deine Schwägerin mal Urlaub auf z.b. Haiti und anderen Elendsgegenden machen. Damit mal wieder das richtige Maß gefunden wird.

    Denn eigentlich hat ja Dein Junior die bessere Variante, da sie ihn zum Spielen, Bauen und Basteln anregt.

    Geht es Euch denn nicht auch so, dass gerade die Kids mit diesen Dingen viel öfter spielen, als mit denen, die alles vorgeben? (Aufstellmaschine z.B.) Wo bleibt da der Kick? Fallen sie um?
    Solche Luxusvarianten landen bei uns schnell in der Ecke (Hotwheels). Während z.B. mit Strax welche unzählige Aufbauvarianten bietet ständig im Einsatz ist.

  • Frau_Mahlzahn

    Nee, die Hotwheelsbahnen sind hier intensiv bespielt worden — u.a. auch von mir, *ggg*.

    Das mit dem Haiti und eigentlich sollte man sich schämen — so weit können die Kinder noch nicht denken. Ich finde ihre Probleme sind schon ernstzunehmen, denn das hier ist nun mal die Welt, in der _wir_ leben und in der _wir_ von diesem Konsumdruck umgeben sind, und die Kinder müssen lernen, sich darin zurechtzufinden. Und ich glaube wirklich, dass das nicht leicht ist.

    So long,
    Corinna

    • Mella

      @ Frau_Mahlzahn
      Da hast Du schon recht, dass die Kinder noch nicht so weit denken können. Und natürlich müssen sie sich in dieser „Welt“ mit dem Konsumdruck rumschlagen. Doch vielleicht würde es ihnen helfen da mal drüber zu stehen.
      Mit den Wollsocken klappt es ja auch. Da geben sie den Ton vor – egal was die Klassenkameraden sagen. Warum können sie da nicht auch mal sagen, dass im Wald spielen tausendmal cooler ist als vor der Wii zu sitzen?

      Vielleicht verlange ich da viel, doch ich würde es ihnen wünschen:-)

  • Frau_Mahlzahn

    Ich wünsche es ihnen auch, von Herzen, und mir würde ich wünschen, dass es schneller ginge, dass sie es lernen, ;-). Denn es ist auch für mich manchmal schwer, zu sehen, wie sie kämpfen… Dann denke ich manchmal, meine Güte, wir hätten doch das Geld, warum muss ich da immer so ein Prinzipienreiter sein…

    Andererseits sehe ich auch wieder die guten Seiten: wir haben etwas Geld geschenkt bekommen, das für die Kinder bestimmt ist und sie wünschen sich nun mal von Herzen eine Wii. Nachdem mein Mann und ich jetzt auch mal gesehen haben, dass man, wenn man gemeinsam spielt, vor so einem Ding auch viel Spaß haben kann, haben wir jetzt „erlaubt“, dass wir von dem geschenkten Geld _im Herbst_ eine Wii kaufen werden. Aber, und das haben sie problemlos geschluckt, erst im Herbst, denn im Frühling und im Sommer sollen sie draußen spielen. Und jetzt genießen sie ihre Vorfreude.

    Ein mächtiges Problem ist bei uns (aber scheinbar nur für mich) das Lego: der Mo hat so viel, dass es für vier Kinder reichen würde, er hat fix zusammengebaute Bausätze und dann immer noch mehr als genug zum frei bauen.

    Dennoch wünscht er sich zum Geburtstag wieder einen neuen Bausatz. Ich sage: nein, mein Mann sagt: „Das kann man mit Vernunft nicht begreifen, das ist eine Leidenschaft, ;-).“ Und meint, da sollte ich jetzt mal über mein Nein hinweg kommen, *ggg*.

    Es ist halt nicht immer leicht…

    So long,
    Corinna

  • Mella

    Nee bei Lego streike ich mittlerweile auch

    Ich konnte als Kind nie das Haus zu Ende bauen – mangels Steine. Jetzt haben beide genug um sogar Raumstationen etc. zu bauen.
    Jetzt reicht es.

    (Außer sie würden es wirklich schaffen alle Steine zu verbrauchen und immer noch nicht mit dem Projekt fertig sein – dann werde ich vielleicht wieder weich)

  • Wii Controller

    Ich finde man muss ein Kind auf einer Seite erziehen und ihm klar machen das nicht alles selbstverständlich ist, aber auch der anderen Seite muss man auch erkennen, dass unsere Kinder gerade in der heutigen Gesellschaft ständig unter Druck stehen immer das neuste haben zu müssen. Man muss einfach versuchen den Mittelweg zu finden, wobei das Wichtigste ist, dass unsere Kinder den Wert der Dinge zu schätzen lernen!

    • Mella

      Der goldene Mittelweg ist doch immer am schwierigsten. Trotzdem müssen die Kinder auch lernen mit dem Druck zurecht zu kommen, nicht immer alles zu haben.
      Im Gegenteil, bei den Kindern, die nicht alles haben macht sich langsam Verachtung gegenüber den Kindern breit, die alles bekommen. Die Diskussion beim Geburtstag des Großen fand ich sehr spannend

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