Was macht eigentlich ein Mitglied des Bundestages?
Ich glaube es wird Zeit, dass ich auch dieses Thema mal anschneide. Da ich selbst kein Mitglied des Bundestages bin, kann ich nur das erzählen, was ich durch meinen Berlintrip erfahren und durch Beobachtung festgestellt habe.
Wie die meisten von uns habe ich auch ein gesundes Misstrauen, oder Vorurteil gegenüber Politikern. Sieht man doch im Plenarsaal immer so viele leere Plätze und geht doch gleich davon aus, dass die fehlenden Herrschaften keine Lust oder kein Interesse haben. Doof nur, dass man als normal informierter Bürger keine Ahnung hat. Denn die dürfen und sollen doch bitte gar nicht anwesend sein! Hä!!???? Wie jetzt?
Es gibt eine Liveübertragung der aktuell laufenden Diskussion ins Bundestagsfernsehen (kann man übrigens auch reinschauen unter Bundestag.de). Diese wird in alle Büros der Abgeordneten übertragen. Nun heißt es, wenn es gerade um ein Thema geht, welches dich nicht betrifft, dann bleib doch bitte in deinem Büro und arbeite dort gefälligst an deinem Zeug weiter. Wenn es um deine Themen geht, dann komm her. So vermeidet man strickende, lesende und gelangweilte Politker, nur damit der Saal voll ausschaut.
Eigentlich sinnvoll, oder?
Auch wusste ich nicht, dass jedes Mitglied des Bundestages in einem Ausschuss sitzen muss. Ja muss. Drückeberger nicht erlaubt.
Etwa 23-24 Wochen sind die Politiker in Berlin anwesend. Dort erledigen Sie die Arbeit in den Arbeitsausschüssen, Plenarsaal etc. In der restlichen Zeit haben in in Ihren Wahlkreisen zu arbeiten und dürfen auch mal in den Urlaub.
In den Wahlkreisen, heißt es dann Bürger betreuen, Diskussionen zu führen, Veranstaltungen, Reden, Eröffnungen, Besuch in Schulen und und und. So kommen insgesamt einige hundert Termine im Jahr zusammen.
So war es auch bei unserem Besuch. Ewald Schurer hat uns persönlich begrüßt und im Paul-Lübbe-Haus empfangen. Aber er hatte nur kurz Zeit, seine Assistentin hat ihn schon gleich weiter gescheucht, der Koffer stand gepackt neben der Türe- er musste noch nach Luxemburg wegen seiner Tätigkeit im Haushaltsausschuss.
Man muss diesen Job schon mögen, denn wenn ich das halbe Jahr da und das andere halbe Jahr dort wohne, ist das weder leicht für die Familie noch bedeutet das ein geregeltes Leben. Und das alles in einem normalen Jahr. Stellt Euch mal vor, wie es erst ist, wenn Wahlkampf ist.
Ja, so ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich auf jeden Fall und kann mal den Blick ganz neu auf die Vorurteile werfen. Ich weiß jetzt zumindest, warum der Plenarsaal so leer ist. Ob nun die Politiker in ihren Büros nun emsig wie die Bienchen an ihrem Schreibtisch arbeiten oder gemütlich Kaffee trinken, das vermag ich nicht zu beurteilen, aber Viele von Ihnen arbeiten wirklich hart. Mehr als ich gedacht hatte….