Gedanken,  Kinder

Entscheidungsfreiheit

Bei uns steht nun die Konfirmation an. Also besser gesagt jetzt erst mal die Anmeldung für den Konfirmationsunterricht. Vielleicht muss ich an dieser Stelle gestehen, dass wir keine „Kirchgänger“ sind und uns auch in dieser Hinsicht wenig in die Kirchengemeinde einbringen. Das bedeutet nicht, dass wir nicht gläubig wären, jedoch nicht immer mit dem „kirchlichen“ Drumherum etwas anfangen können.

Wir machen aus dieser Einstellung kein Geheimnis und reden auch mit den Kindern offen darüber. Wir lassen ihnen auch ihre eigene Entscheidung fällen. Und das wissen sie auch. UND DAS MACHT MICH TOTAL STOLZ!

Ja, denn der Große war sich nicht sicher, ob er in den Konfirmanten-Unterricht überhaupt gehen soll. Er mag Religion und seinen Religionsunterricht. Er ist glaube ich schon gläubig. Doch war er sich nicht sicher.

Wir haben ihn alleine entscheiden lassen. Denn egal, ob er geht oder nicht. Zu dem Zeitpunkt gibt es die gleichen Geschenke und die gleiche (Mini-)Feier ob mit oder ohne Konfirmation. Kein Unterschied.

Und er hat sich entschieden. Er wird erst mal den Konfirmationsunterricht besuchen und dann entscheiden, wenn es soweit ist.

Das zur Vorgeschichte.

Kindern Entscheidungsfreiheit geben!

Denn meinem Mann und mir ist aufgefallen, dass wir gar nicht drüber überlegt haben. Auf die Frage, warum eigentlich, dann kam uns auf, dass es wohl auch am Elternhaus und der Umwelt lag. Wir wurden nicht gefragt und wenn doch, was dann?

Hm, bei mir – meine Mutter war sehr dominant und die Reaktion der Umwelt war ihr immer sehr wichtig. Wehe, wenn ich Quergeschossen hätte. Das macht man doch nicht. Und außerdem gehört es dazu. Und und und. Also kam ich gar nicht auf die Idee zu rebellieren.

Bei meinem Mann wäre es wohl eher die Angst vor der großen Enttäuschung des sehr gläubigen Elternhauses gewesen und Nachbarn, Lehrer, Freunde haben es einfach erwartet. Also hat man es auch gemacht.

Doch ist eine Firmung oder eine Konfirmation nicht eben auch eine eigene Entscheidung? Soll damit nicht die Zugehörigkeit zur Kirche bekräftigt werden? Sollen hier nicht die Kinder, die meist bei der Taufe noch keinen eigenen Willen hatten, jetzt zu dieser Gelegenheit ihren eigenen Willen zur oder gegen die Kirche bekunden dürfen?

Ich meine auf jeden Fall und das ist ja das eigentliche Ziel der Konfirmation oder der Firmung. In einem Alter von etwa 14 Jahren sagen zu können, ja ich bin ein Christ oder eben nicht. Ein Schritt auch zum Erwachsen werden und ein Schritt um eigene Entscheidungen zu treffen. Hier während des vorgehenden Unterrichts die Kirche nochmals kennen zu lernen und eventuelle Vorurteile aufzuräumen.

Meine Meinung

Ich finde es wichtig, dass mein Kind hier freie Entscheidung hat und er sich auch (kritisch) mit dem Thema auseinander setzt. Er bekommt auf jeden Fall seine Feier, denn ich finde auch bewusst „Nein“ zu sagen gehört genauso belohnt und ja, es ist ein Eintritt in die Welt der Erwachsenen. Zwar noch mit „Welpenschutz“ aber er wird ab dem Zeitpunkt auch von uns etwas anders behandelt werden. Er muss sich dann auch seinen Konsequenzen mehr stellen und Aufgaben übernehmen. Einfach ein Schritt mehr zum selbstverantwortlichen Erwachsenen. Und  egal ob mit oder ohne Kirche, der Eintritt wird versüßt. 😉

20 Kommentare

  • nasch

    So geht es uns hier auch, nur mit dem Unterschied, das es hier um die Kommunion geht. Bis vor kurzem wollte Tim nicht zur Kommunion – was für uns total OK ist 🙂

    Aber seit kurzem will er wohl doch, warten wir mal ab, egal wie er sich entscheiden, denn noch hat er etwas Zeit – werden wir das akzeptieren.

    • Melanie

      Ich finde es auch gut. Was hat es eigentlich in der katholischen Kirche für Auswirkungen, wenn man keine Kommunion macht? Da sind die Kids ja doch erst in der 3. Klasse. Bei 13/14-jährigen ist der Eindruck der Konsequenzen schon eher gegeben, wenn sie sich dagegen entscheiden….

      LG Mella

      • nasch

        Ohne Kommunion keine kirchl. Trauung, aber gut, bis dahin wäre ja noch Zeit und die Kommunion kann man immer noch nachholen, warum sich also jetzt schon dafür entscheiden, meiner Meinung eh zu früh dazu.

        Wir sind auch keine Kirchgänger, nur mal an Weihnachten und so 🙂 Aber ich selbst war früher als Kind ganz oft in der Kirche.

        • Melanie

          ja ich auch. Und wenn man sie nachholen kann, also kein Problem, oder? Nee, ich finde es gut, dass die Kids heutzutage überhaupt darüber nachdenken. Wird wohl eine selbstbewusste Generation werden *hoff*

          • nasch

            Nein, das gibt keine Probleme. Bis September hat er noch Zeit, aber nachdem wir im April auf einer Kommunion waren, will er dann doch plötzlich *lach*

  • Iris

    Meine Kinder sind weder getauft noch konfirmiert, ich bin auch nicht (mehr) Mitglied einer Kirche. Das war bei mir auf jeden Fall eine Trotzreaktion auf die strikte Traditionshaltund meiner Eltern damals. Eine Kondirmation wollten meine Kinder damals nicht, obowhl man sie mit der dazu notwendigen Tauge zusammen hätte „erledigen“ wollen. Sie haben sehr schnell gemerkt, dass der Konfirmationshype ihrer Schulkameraden mehr oder weniger ausschließlich mir der dazugehörigen Schenkerei zu tun hat. Es wwar ihnen auch klar, dass es bei uns keine Ersatzveranstaltung um des Feierns und Schenkens Willen geben würde. Mittlerweile sind Jahre vergangen und niemand vermisst etwas. Ich bin allerdings gespannt, wie es mal beim Heiraten werden wird, wenn die jeweiligen Partner eine kirchliche Trauung möchten. Evangelisch ist das iin Berlin leicht hinzukriegen. Katholisch sieht es schon schwieriger aus. Eine Kommunion kann man aber auch als Erewachsener bekommen. So hat es die Freundin meines Sohnes im letzten Jahr mit Anfang 20 gemacht, die zum üblichen Zeitpunkt dazu keine Lust hatte.

    Mich nervt v.a. an der Konfirmation die Konsumhaltung. Viele evangelische Gemeinden verlangen, dass die Konfirmanden auch am schulischen Religionsunterricht teilnehmen, der in Berlin freiwillig ist, also macht ihn auch keiner. Und ihr solltet mal sehen, wie schnell nach der Geschenkeorgie in der Schule die Abmeldungen eintrudeln. Damit verraten die Leute doch ihre wahren Beweggründe.

    • Melanie

      Das Konsumverhalten stört mich auch. In der Schule wird schon diskutiert, was sie wohl als Geschenk erhalten. Da der Große eh eine Londonreise bekommt (von der Patentante) gibt es von uns nur noch einen Zuschuss dazu.
      Beim Kleinen werden wir mit ihm eine Städtereise machen.
      Das ist alles, was es gibt. Keine weiteren Geschenke und in den Urlaub würden wir sowieso fahren. Auch große Feiern wird es nicht geben. Wie bereits geschrieben, werden wir nur Essen gehen. Keine weitere Verwandtschaft groß einladen und und und. Nichts da. Denn den Konsumwahn hätte ich sowieso eingeschränkt.
      Wenn die Patentante keine Reise geschenkt hätte, dann hätte es etwas anderes kleines von uns gegeben. Wie etwa ein Schmuckstück oder so. Aber auch hier nichts besonderes, sondern eher Symbolisches.

      • Iris

        Das ist eine gute Einstellung. Ich selbst habe damals zur Einsegnung eine eigene Geige bekommen. Hatte vorher immer Leihinstrumente und war sehr stolz auf das gute Stück, das ich heute noch besitze, allerdings viel weniger nutze als zu meinen Zeiten im Schulorchester. Das war dann auch so eine Art Geschenk fürs Leben.

  • Sandra

    Wir haben Nina auch bewusst nicht taufen lassen, weil wir besprochen hatten, ihr so absolute Religionsfreiheit zu lassen. In der Grundschule war sie vom Religionsunterricht sehr angetan, hat aber nun für sich selbst die Entscheidung getroffen, keine Konfirmation, bzw schon früher keinen Kommunion zu erhalten, weil sie mit ihrer Einstellung zum Glauben nicht dahinter steht. Wir hätten alle Wege mit ihr eingeschlagen, die sie gewählt hätte, und mir der Entscheidung jetzt kann ich sehr gut leben.

    Liebe Grüße

    • Melanie

      Ich finde das auch super. Getauft sind unsere Kinder zwar, doch lassen wir sie nun ihre eigenen Entscheidungen treffen. Bin gespannt, wie es dann beim Kleinen wird, der geht auf eine Kirchliche Schule….

  • Susanne

    Ich finde es gut, dass du deinem Kind die Entscheidung selber überlässt. Ich bin selber auch nicht konfirmiert und auch meine Eltern (die aus Hessen kamen und wir damals in einem kleinen bayerischen kathol. Dorf gelebt hatten) habe mir da freie „Hand“ gelassen, bei meiner Schwester sind sie sogar noch weiter gegangen: wurde ich noch getauft, haben sie sich bei meiner Schwester durchringen können ihr auch diese Entscheidung für später offen zu lassen (mitlerweile ist sie es)- gut, sie hatten es nicht so schwer – „lässtige“ Verwandte gab es in ihrer Nähe nicht und auch unser „Dorf“ war für die damalige Zeit super fortschrittlich.

    Was wollt ich sagen: ich hatte damals keine Nicht-konfirmationsfeier und ich muss sagen, dass ich das besser fand, denn keine Konfirmation – keine Feier – die Konsequenz meiner eigenen Entscheidung habe ich dadurch eben gespürrt und mir(!!!!!) hat das sehr gut gefallen. – Denn wenn man den Kindern die Option lässt: egal ob Konfi oder nicht – du kriegst Feier und Geschenke – entscheiden sich vielleicht doch einige für die „faule Variante“ – anders wäre es, wenn man dem Kind sagt: keine Konfi – Konsequenz: keine Feier – wenn aber Kind dann trotzdem bei „keiner Konfi“ bleibt -> Belohnung: Feier (lang lebe die Inkonsequenz *g*)

    Ich habe meinem Patenkind eine Reise zur Konfi versprochen – wenn er sie nicht gemacht hätte, wären wir zwar doch verreist, aber eben nicht nur auf meine Kosten, da hätte er sich eben beteiligen müssen.

    Wobei ich sagen muss, ich finde es toll, dass Dein Kind sich dann doch für seine Konfi entschieden hat

    • Melanie

      Definiere Feier und Entscheidungsfreiheit. Also eine Feier und Geschenke sieht bei uns so aus: Wir werden einmal Essen gehen. Bei Konfirmation mit Großeltern, ohne Konfi, nur wir als Familie.
      Geschenk – es ist genau das Gleiche – Zuschuss zur Reise mit der Patentante. Sonst nichts. Gar nichts.
      Jetzt weiß ich auch, woher der Sinneswandel kommt – sobald er selbst seinen Geldbeutel nutzen muss, ist die Entscheidung für ihn klar :-/ Deswegen haben wir klar gesagt – einen Unterschied gibt es nicht.
      Zum Konfirmationsunterricht – es ist bei uns so, dass er einmal im Monat für 6 Stunden in den „Unterricht“ muss und etwa 14-tägig in die Kirche. Hätte er am Konfirmationsunterricht nicht teilgenommen, hätten wir Eltern wohl auch ein wenig Einfluss genommen und ihn auch so auf das Ernst des Lebens vorbereitet…..

      LG Mella

  • Susanne

    p.s.noch kurz zum THema Feier oder nicht: ich finde nämlich, wenn jemand sich für die KOnif entscheidet und bewusst auf „Freizeit“ verzichtet indem es zum Konfi-Unterricht geht – soll schon belohnt werden.

  • Karin

    Naja ich glaube nicht, dass die Kinder in diesem Alter schon entscheidungsreif sind. Im Zweifel werden sie dem Ratschlag der Eltern folgen und das ist auch gut so. Tradition muss nicht schlecht sein.

    • Melanie

      Doch ich glaube schon, dass es in diesem Alter an der Zeit wird eigene Entscheidungen zu treffen. Drindend! Will ich mit der Masse schwimmen oder nicht. Versuche ich mit meiner Freundin weiter zu gehen oder nicht? Finde ich die Nazis cool, die an der Ecke um Freunde buhlen?

      Sorry, aber spätestens 14-jährige lassen sich ab dem Zeitpunkt nur noch schwer von den Eltern beeinflussen und die Firmung oder die Konfirmation sind zu einem Zeitpunkt, wo sie sich ablösen und selbständig werden. Und Entscheidungen treffen müssen. Weil auch eben wir Eltern sie nicht mehr so lange so eng führen können.

      • Iris

        Darum ist es auch gut, dass durch Konfirmandengruppen oft neue Bindungen in einem vernünftigen Rahmen geschaffen werden, in den die Eltern eben nicht mehr so reinmischen wie vielleicht bisher. Bei meinen Kids war das damals der Sportverein in seiner Mischung aus Sport und Verantwortung.

    • Susanne

      das schwierige ist: das die Kinder generell schon in der Lage sind, aber, gerade am Anfang der Pupertät (und das sind Kinder mit 14 def. noch) sind sie auf der Suche nach einer „Nische“ für sich – ob wir es wollen oder nicht oder ob wir es glauben oder nicht und der drang, dazugehören zu wollen ist weder vor – noch nach der Pupertät jemals wieder so stark – und ich bin auch Karins Meinung, das Tradition nicht immer schlecht sein muss und auch das Auflehnen gegen „Altherrgebrachte“ Traditionen kann auch eine neue Tradition einleiten – wichtig ist aber für die Eltern, die Entscheidung der Kinder zu akzeptieren, sollten sie sich gegen Traditionen wehren – und eine gewisse Tradition vermittelt Kindern auch so etwas wie Stabilität, etwas, worauf man sich verlassen kann.

  • Tina

    Wenn ich mich richtig erinnere, hat mich damals niemand gefragt?? Das war halt so und fertig.
    Von meinen drei Kindern sind zwei zur Konfirmation gegangen, eines nicht. Mein Sohn wollte das nicht und konnte das auch recht sinnvoll begründen. Ich denke niemand wird es ihm verwehren, wenn er das später irgendwann dann doch mal nachholen möchte. Ich denke auch mit vierzehn kann man solche ( ja nicht wirklich lebenswichtigen) Entscheidungen durchaus treffen. Schließlich haben wir uns viel Mühe gegeben, sie zu selbstständig denkenden Menschen zu erziehen – das gilt ja nicht nur für die Nazis an der Ecke, Alkohol, Sex oder ähnliches.

  • Melanie

    Hui, ganz schöne Diskussion.
    Bei mir war es halt auf jeden Fall so, dass ich nicht gefragt wurde. Die Kids dürfen entscheiden und ich glaube, dass sie es mit 14 Jahren auch können.
    Jedoch bin ich eindeutig dafür, dass sie den Konfirmationsunterricht besuchen oder etwas gleichgeartetes (notfalls mit und durch Eltern), denn dies soll ja auch ein wenig die Augen öffnen. Einen Blick über den Tellerrand hinaus ermöglichen.
    Dadurch, dass der Kleine im Internat ist, merke ich sehr deutlich, wie gut es für Kinder oft ist, wenn sie noch weitere Perspektiven gezeigt bekommen….
    LG Mella

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