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Kaltherz von Irmgard Schürgers

52 BücherDies ist mein erster Beitrag zum Projekt 52 Bücher  – Thema das Buch dass Du gerade liest. Nun ja, es war recht schnell ausgelesen, deshalb gleich die komplette Rezension

Als ich das Buch bekommen hatte und den Klappentext las, war mein erster Gedanke: Mutig!

Denn der Krimi, denn um den handelt es sich hier, hat eng mit geistigen Behinderten zu tun. An dieses doch recht schwierige Thema trauen sich die allerwenigsten Autoren ran, erst recht nicht als Erstlingswerk.

Doch das Thema klingt spannend! Hier meine Zusammenfassung

Lothar Meyer sitzt an einem eiskalten Februarmorgen erfroren vor seinem Wohnheim in Frankfurt-Sachsenhausen. Einem Wohnheim für geistig Behinderte. Alles deutet erst auf einen Tod durch Erfrieren hin.

Doch die ermittelnde Kommissarin Katja Lehmann ist misstrauisch. Es ist ihr erster Fall in der neuen Abteilung und irgendwas sagt ihr, dass das nicht alles ist. Doch darf sie ihrem Bauchgefühl auch trauen.

Wie sehr kann sie sich auf Aussagen und Äußerungen geistig behinderter Menschen verlassen. Was ist wahr, was ist Einbildung. Der Chef drängt auf das Einstellen, doch dann passiert ein weiterer Mord….

Der Krimi ist gut und flüssig geschrieben. Genauso ist er auch recht spannend. Behinderte Menschen werden hier nicht nur als reines Opfer dargestellt, sondern sie haben Persönlichkeit und werden sogar als Zeugen gesehen. Dabei stellt sich hier immer die Frage, wie man die Aussagen bewerten soll, aber noch viel zentraler ist, wie die Kommissarin an die Aussagen kommt. Denn ein normales Verhör funktioniert hier so nicht.

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Die Autorin hat genau dieses Thema mit Bravour gelöst. Auch zeigt sie die ersten Berührungsängste der „Normalos“ mit diesem Thema auf und öffnet aber auf sehr unkomplizierte Art und Weise einen Zugang zu einer Welt, die normalerweise verschlossen bleibt. Am Ende des Buches erfährt der Leser auch, dass es einige dieser Persönlichkeiten auch im realen Leben gibt, so dass mit diesem Krimi sicher einige Vorurteile abgebaut werden können.

Zum Schluß hin hakt die Geschichte allerdings ein wenig. Die Liebesgeschichte am Ende hätte nicht sein müssen und hinterlässt ein unbefriedigendes offenes Ende. Auch dass einer der Kollegen zu Hause wirkliche Probleme hat, ist zwar die Erklärung für seine permanent schlechte Laune, aber für den Krimi und den dargestellten Charakter nicht nötig. Gerade letzte beiden angesprochenen Punkte wären ein guter Möglichkeiten bei den Fortsetzungsromanen darauf einzugehen, denn diese sollten sicher folgen.

Zumindest wäre es wünschenswert.

Ach übrigens, die Autorin hat ihr Talent erst spät entdeckt und zwar im Ruhestand. Da sage ich lieber spät als nie und Hut ab!

Der Krimi selbst hat eine überschaubare Seitenanzahl von 187 und eignet sich somit hervorragend für zwischendurch.

Sterne 4 von 5

 

4 Kommentare

  • Fellmonsterchen

    Hört sich nach einem ganz anderen Krimi an, der kommt auf meine Wunschliste. Bin gespannt, wie die Autorin mit diesem nicht so einfachen Thema umgeht…
    Warum aber so häufig auf Teufel komm heraus Liebesgeschichten eingebaut werden müssen, ist mir schleierhaft. Ist ja auch immer häufiger im TV beim „Tatort“ zu beobachten (die einzige Krimiserie, die ich ab und zu im Fernsehen gucke)… Man scheint den Bedarf nach Romantik bei den Lesern und Zuschauern für sehr, sehr groß zu halten.

    • Mella

      Ja, das Buch lohnt sich, aber oft sollte man einfach das Leben so nehmen wie es ist – ohne Liebesgeschichten oder einfach mal mit einer stabilen, langweiligen Partnerschaft.

  • Silke

    Das ist dann aber ein wirklich sehr kurzes Buch, mit nur 187 Seiten. Aber: In der Kürze liegt die Würze, sagt man das nicht so schön? Nach Deiner Beschreibung jedenfalls lesenswert. Mal gucken, ob ich das auch noch auf meine Liste setze. Irgendwie beschleicht mich allerdings langsam das Gefühl, dass ich in den nächsten Wochen nichts anderes mehr tun werde, als essen, schlafen, arbeiten und lesen…..
    Ich finde es übrigens immer toll zu lesen, dass manche Autoren tatsächlich erst relativ spät ein Buch auf den Markt bringen. Vielleicht könnte man ja dann selbst doch noch irgendwann mal….
    LG Silke

    • Mella

      Ich hatte das Buch während einer Wartezeit dabei. Es war dafür nicht schlecht geeignet, doch es ist recht kompakt geschrieben, so dass es nicht viele Seiten braucht. Sprich es gibt keine ellenlangen Beschreibungen einer Landschaft oder viele Worthülsen.

      Nee, ich weiß, aus mir wird nie ein Autor werden. Ich bin gut in Blogtexten, aber nicht im Erfinden von Geschichten.

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