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Radfahrer = Verkehrsteilnehmer 2. Klasse

So komme ich mir auf dem Rad manchmal wirklich vor. Autofahrer interessiert es überhaupt nicht, ob ich geradeaus will oder abbiege, sie fahren einfach.

Platz am Straßenrand lassen? Warum auch, der Radfahrer ist ja so schmal.

Fußgänger auf dem Radweg? Normal, denn da sind ja weniger andere Fussgänger unterwegs.

Warum nimmt keiner die Radfahrer ernst? Okay, komischerweise werde ich auf dem Rad eher zur Pistensau und fahre auch mehr sportlich und zügig, doch halte ich mich schon größtenteils an die Verkehrsordnung. Doch das Leben auf dem Rad wird einem schon schwer gemacht.

Hier in der Straße geht es noch, doch sobald ich auf dem Radweg einbiege kämpfe ich dort mit Fußgängern, vorzugweise Schülern Und glaubt ihr wirklich, dass eine Gruppe von Teenager-Jungs Platz auf dem Radweg macht, wenn man zügig angerauscht kommt? Klingeln, schreien, schimpfen – nichts hilft. Umfahren? Besser nicht.

Dann zur Straße. Entweder fahre ich unerlaubterweise auf den nun leeren Bürgersteig oder ich benutze die sehr enge Fahrbahn (Brücke). Wenn ich ersteres mache, dann schimpfen die 3 Fußgänger, wenn ich zweiteres mache, werde ich von den Autos regelrecht gejagt, da diese nun nicht mehr überholen können und ich halt die 30 km/h „Mindestgeschwindigkeit“ nicht schaffe.

Nun zum nächsten Hinderniss – links Abbiegen auf Höhe eines Zebrastreifens. Halten sie, oder halten sie nicht. Eigentlich müsste der Gegenverkehr nicht halten, tut es aber oft – oder auch nicht.

Nun kommt ein kleines Stück frei Bahn, bis ich in die Fußgängerzone einbiege. Hier ist ausdrücklich auf den Verkehrsschildern Radfahren erlaubt. Schnell geht es wegen dem alten und ausgetretenen Kopfsteinpflaster sowieso nicht. Das Ergebnis: Touristen beschimpfen einen, weil man als Radfahrer in der Fußgängerzone unterwegs ist – Hallo???!!! Erlaubt!!

Nun ein kleines Stück auf einer Straße durch die Stadt. Da Wasserburg alt ist, ist die Straße nicht besonders breit, aber dafür häufig genutzt mit Parkbuchten zu beiden Seiten. Oha, Hindernislauf – Einparken und Ausparken – ach da kommt ein Radfahrer? Egal, die Parklücke ist Meine!! Könnte ja sein, dass er sie wegschnappt, also nichts wie rein – und der Radfahrer liefert eine schöne Bremsung oder eine gewagte Schlangenlinie ab. Fußgänger rennen wie kreuz und quer über die Straße – wozu den Zebrastreifen benutzen, denn außer dem Radler ist ja keiner unterwegs. Autos bremsen grundlos plötzlich ab um jemanden aussteigen zu lassen.

Ah, zum Glück biege ich da vorne ab. Zum Glück rechts, denn wenn ich geradeaus weiter gefahren wäre, wäre ich nun Matsch, so wie der da rausgeschossen kam. Da ist doch ein Stoppschild. Handzeichen, endlich rechts. Dann gleich nochmal rechts. Hey, wieso fährt der Linksabieger da vor mir? Ich habe doch Vorfahrt. Ah nein, ich bin ja nur auf dem Rad.

Endlich Ziel erreicht – nach 5 Minuten Radfahren.

9 Kommentare

  • Ralf

    Hi,
    Dein Beitrag trifft es auf den Punkt. Hier in der Stadt bei uns ist es auch nicht anders (wenn nicht sogar schlimmer)! Man kann das natürlich auch auf rücksichtslose Motorradfahrer beziehen, so wie die manchmal fahren ist es verwunderlich, dass nicht viel mehr Zweiradfahrer im Verkehr verunglücken…

    Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden ist es zum Beispiel anders: da sind Radfahrer eine ganz besondere Klientel- und wehe, wenn ein Autofahrer einen Radfahrer behindert oder gefährdet… dort haben Radfahrer auch ganz andere Rechte und werden anders (wichtiger) wahrgenommen.

    LG und allzeit gute und sichere Fahrt,
    Ralf

    • Mella

      Ja, hier in Deutschland muss sich diesbezüglich noch einiges ändern. Aber nicht mit Regulierung sondern eher mal mit Verständnis. Ich sehe es ja gerade, wie mein Kleiner jetzt den Radfahrführerschein macht. Wenn ich mir überlege, dass er nun auf den Verkehr losgelassen wird –
      Da braucht es noch eine Menge Rücksicht….

  • Uwe

    Genau so ein Artikel schwirrte mir gestern auch im Kopf rum, passt eigentlich alles 1:1

    Ich versuchs ja positiv zu sehen.. immer wenn die Blechlawinen stockend-schleichend oder gar nicht vorwärts kommen, wenn der Fahrtwind auf der Autobahnbrücke mal Rückenwind ist und der Ausblick wunderbar ist.. und ein Blick zur Zapfsäule reicht auch.. unnnd, taadaa: der Kopf ist frei, wenn man angekommen ist! So oft, wie man für alle anderen „Mitteilnehmer“ mitdenken darf grenzt das schon an Denksport 😉

  • Max

    Aus Sicht der Autofahrer sind Radfahrer allerdings auch sehr ärgerlich, viele schlenkern gefährlich herum und das auf der viel befahrenen Hauptstraße. Noch dazu unterschätzen viele den Abstand, einfach weil dazwischen noch der leere Beifahrersitz ist und es gar nicht so nah erscheint.

    Grundsätzlich bin ich aber auch deiner Meinung, ich bin selbst passionierter Radfahrer (und damit Umweltschützer! Es kann so einfach sein). Viele Städte reagieren ja auch, wenn auch langsam, mit neuen Radwegen und Ideen, wie man das Problem entschärfen kann, gerade in den Innenstädten.

  • Svenja

    Ich fahre zurzeit jeden Morgen mit dem Rad zur Arbeit und muss dabei immer über einen Zebrastreifen einer recht viel befahrenen Straße. Ohne Witz: Ich stehe da regelmäßig minutenlang!! Wenn mir mein Leben (und mein Rad) nicht so lieb wären, würd ich einfach mal blind auf die Straße treten, damit einige Leute mal einen kleinen Schrecken kriegen und sich wieder daran erinnern, was dieses ominöse kleine blaue Schild am Straßenrand zu bedeuten hat!

    • Mella

      Bei uns geht es einigermaßen, nur bei den Bussen muss man Acht geben. Die haben keine Hemmungen.
      Ich finde es übrigens auch sehr schlecht, dass sich hier die Verkehrspolizei so selten blicken lässt, Stichwort „Schülerlotse“. Komischerweise schauen sie beim Gymnasium regelmäßig vorbei, aber nicht an dem Zebrastreifen, den die Grundschüler immer nutzen.

      Aber es stimmt schon, manche Autofahrer bekommen einen halben Herzkasper, wenn unser Hund frisch fröhlich der Straße entgegensteuert und man nicht schnell genug die Leine stoppen kann……

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