Sind Sie sich da auch ganz sicher?
Nicht jedes lebhafte und etwas unruhige Kind hat ADHS und ich stimme den Kritikern im Groben und Ganzen zu, daß ADHS sehr schnell und voreilig diagnostiziert wird. Auch wir haben die Erfahrung gemacht.
Wir haben 2 Söhne, der jüngere hat eindeutig ADHS mit allen Anzeichen. Den Älteren wollten wir nach der Diagnose sicherheitshalber auch abklären lassen, da ja die Theorie vertreten wird, daß ADHS zum Teil durch Vererbung übertragen wird.
Der Arzt stellte auch beim Großen ADS – also ohne Hyperaktivität – und angeblich auch nur leicht fest. Da die Kinder, vor allem der Jüngere noch recht klein waren, bekamen wir nur die Empfehlung mit dem Kindergarten zusammen das Kind möglichst zu fördern und mit dem Großen in die vom Arzt geführte Therapiegruppe zu besuchen. Die haben wir allerdings aufgrund der Entfernung nicht wahrgenommen.
Nächster Termin 1 Jahr später
Pünktlich nach 1 Jahr kamen wir mit dem Jüngsten in die Praxis und wollten den Stand der Dinge und die nächsten Schritte Richtung Schule abklären. Das Ergebnis war niederschmetternd. Nach nur 1 Stunde bekamen wir allgemeines Blabla zu hören. Keine Reaktion auf die Fortschritte oder weitere Maßnahmen, die auch nur nach Nachfrage recht allgemein mit „Na warten Sie doch erst mal ab“ beantwortet wurden.
Doof wie wir sind, haben wir dem Arzt vertraut und abgewartet.
Dies war ein großer Fehler.
Wir haben auch erfahren, daß dieser Arzt gerne ADHS diagnostiziert um dann in seinem Gesprächskreis eigene Produkte wie Bücher etc an die Eltern zu bringen.
Nach langer Wartezeit kamen wir in die Neuropädriatische Tagesklinik nach Vogtareuth in der wir vernünftig betreut wurden. Eine Diagnose wird dort in der Regel erst nach ca. 14 Tagen erstellt. In diesen 2 Wochen trifft das Kind auf verschiedene Therapeuten wie Logopäden, Psychologen, Physiotherapeuten etc. Auch gehen die Kinder hier in die klinikinterne Schule, um dort auch die Schulsituation abzuklären. Auch im Gegensatz zur Einzelsituation beim Therapeuten und zur Gruppenspielstunde.
Danach wird zusammen mit den Eltern eine Therapie zusammengestellt, und weitere Schritte besprochen. Ggfs wird auch der Lehrer bzw. die Lehrerin des Kindes dazu eingebunden.
Dies hat wieder einmal gezeigt, daß eine vernünftige Abklärung Zeit kostet und daß viele Diagnosen sehr schnell gefällt werden.
Ach ja, das Ergebnis: der Jüngere hat ADHS – ganz deutlich und zusätzlich noch Dysgrammatismus und Entwicklungsrückstand bei hoher Intelligenz.
Der Ältere – der hat nix. Er ist ein ganz normaler Junge, der sich nicht immer für den Unterricht interessiert, sondern manchmal lieber von den großen Abenteuern auf dem Fußballplatz träumt
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2 Kommentare
tigger
Die ADSler, also die ohne Hyperaktivität, können eine lange Zeit ihre Symptome kompensieren bzw. haben einfach auch weniger. Oftmals kommt es dann erst zum Beginn des Erwachsenenalters zur Dekompensation und zum Auftreten deutlicherer ADS-Symptome. So war es bei mir ebenfalls.
Kann natürlich sein, dass der Große wirklich einfach nichts hat, aber es schadet sicher nichts, das zu wissen, falls er später irgendwelche Schwierigkeiten bekommen sollte…
LG, tigger
Mella
Danke für den Hinweis!
Kann sein daß er eventuell ADS hat, allerdings eckt er nicht gar so an wie der Kleine und so habe ich im Moment zum Glück nicht die Pflicht ihm in der Hinsicht helfen zu müssen. Wie war das bei Dir, hattest Du als Kind auch schon Probleme?
Mella